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Schöne Grüße von Marie Antoinette


Je suis Marie Antoinette und liege in meinem Boxspringbett.*Natürlich würde ich lieber sagen: Je suis Charlie, doch kommt mir dieses nicht so recht über meine mit Biohonigbalsam gepflegten Lippen.

Ich meine, da liege ich gut gebettet in meinen Kissen, bezogen mit feinstem Bio-Linnen in meiner Belle Etage, gestrichen mit Biofarben aus reinstem Pigment und schaue durch mein 16 Zoll Retinaglasfenster auf mein globales Dörfchen.

Und wie immer stellt sich mir die Frage, was mache ich denn heute so: Schaue ich bei den Armen vorbei, oder lieber bei den Künstlern, die über die Armen und den geschundenen Planeten berichten, mit klugen feinen Worten und perfekten Bildern oder lieber bei den köstlichen, künstlichen Freuden, den Handtaschen, Vernissagen, Yogaretreats und morgendlichen Tanzveranstaltungen.

Klicke ich auf „awesome epic dance on the roof“ oder „cutes-kitten-ever“ oder klicke ich den link an, wo ein Mann in irgendeinem Drecksloch von Gefängnis an den Füßen aufgehängt, eine Eisenstange in die Anus gerammt bekommt oder eine Frau 5 Minuten lang mit einer 2m langen und 5cm breiten stabilen Holzlatte von einem muskulösem jungen Mann mit weit ausholenden Schwüngen geprügelt wird, irgendwo in Scheißort in Ruanda, wo es schon lange keine Seelen mehr gibt.

Mit dem Handy gefilmte Unfassbarkeiten, an dessen Ende die Peiniger, frei von jeglichem Unrechtsgefühl, in die Kamera winken — wie begeisterte Urlauber vor einer Robbe.

Ach – ich weiß noch nicht so recht wonach mir heut der Sinn so steht.

Erstmal einen Bio-Espresso, dann einen leichten Morgenlauf und dann mit den netten, klugen Menschen der Bürogemeinschaft über dies und das plaudern z.B. über Flüchtlinge.

Ach je die Armen, warum haben sie sich nicht auch vorher um ihr Land gekümmert und die politischen Verhältnisse? Ja, und nun sitzen sie da und frieren in ihren Zelten. Und die IS hat schon wieder jemanden geköpft. Oder in die Luft gesprengt. Da müßte man doch was tun.

Je suis Charlie. Äää wie?

Es ist wie früher auf dem Schulhof, während die Mädchen Gummi-Twist spielten und die Lehreraufsicht sich mit dem Oberstufen-Punk aus gutem Haus intellektuell maß, wurde hinten bei den Fahrrädern geraucht oder es gab für irgendeine arme Sau von den Schularschgeigen eine aufs Maul. Und kam die Petze über den Schulhof daher, wurde er von der Lehrkraft als solche blossgestellt. Erst wenn es richtig schlimm wurde, setzte sich die Aufsicht in Bewegung. Wer will schon wegen ein paar idiotischen Störenfrieden, die eh nix drauf haben (außer zu stören) seine schöne und unterhaltsame Beschäftigung unterbrechen?

Nichts anderes machen wir heute…

Wir spielen lieber weiter Minecraft nach dem Artikel über die IS, die Flüchtlingslager, die Kinderarbeit, als unseren Arsch zu bewegen. Leider war ignorant zu leben evolutionär noch nie ein Erfolgsrezept. Hier ein paar Beispiele: Marie Antoinette, Zar Nikolaus, Imelda Marcos, das Römische Reich und noch einige mehr. Alle diese jene haben es sich richtig schön gut gehen lassen auf Kosten von Massen anderer Menschen.

Wie schlimm muss es noch werden, bis wir uns bewegen? Muss die IS erst mitten in der Fußgängerzone von Paderborn Menschen köpfen, damit wir merken, dass etwas komplett falsch läuft? Wie viele Flüchtlinge müssen noch ersaufen? Oder jetzt bald erfrieren? Müssen wir erst am Ostseestrand das Meer vor Müll nicht mehr sehen, bevor wir aufhören bescheuerte Aromakapseln zu kaufen?

Das Fenster vom globalen Dorf ist in beide Richtungen auf, wir sehen die Hungrigen und sie sehen uns. Wie groß muss die Wut auf uns sein, von denen, die im Nichts sitzen, die ihre Kinder im Dreck verrecken sehen, verhungern … und gleichzeitig die Geissens, Hollywood und Primemark präsentiert bekommen? Das Netz trägt alles in jeden Winkel dieser Welt. Wir alle kennen das Grauen, die Brutalität und die Armut dieser Welt. Das Netz hat uns die Möglichkeit genommen zu sagen: „Das habe ich nicht gewußt.“

Niemand hat das recht jemand anderen zu töten, ihm den Kopf abzuschlagen, ihn in die Luft zu sprengen, weil es ihm selbst beschissen geht.

Jeder hat das Recht diese Welt besser zu machen.

Wir alle haben das Recht zu teilen und zu geben.

Es besser zu machen.

Wir sind zu reich geworden um nicht zu teilen.

Jeder von uns ist verantwortlich.

Jedes nicht gekaufte Billigshirt macht es besser,

jedes blöde Veggie-Essen macht es besser,

jeder 8mal benutze Jutebeutel,

jede nicht gekaufte Scheiß-Plastikverpackung.

Jede mickrige 3 Euro Spende an die großen Spendenorganisation hilft. Auch wenn davon nur 1 Euro ankommt. So what? Ich setze mich nicht in einen Laster und bringe Essen, warme Sachen oder Bildung in ein Flüchtlingslager. Dann wenigstens einen Euro. Und in vielen Ländern Afrikas kann ein Kind von einem Euro überleben.

Wir Bürger dieser Republik haben uns per Gesetzgebung geeinigt, dass unterlassene Hilfeleistung eine Straftat ist.

Du kannst für 5 Euro eine Decke bei Unicef kaufen.

Dann weißt Du: Ein Kind von den 12 Millionen Flüchtlingskindern aus Syrien friert weniger auf dieser Welt.

Ein Kind von 12 Millionen Kindern, die mal sehr wütende Erwachsene werden könnten, wenn sie überleben und wir ihnen nicht geholfen haben.

Ich bin nicht Charlie und ich will auch nicht auf dem Schafott enden. Ich bin Babette.Es gibt von A. Paul Weber ein Bild von 1967 „Hungrige Gäste.“

Als Kind habe ich das oft angeschaut und konnte mich nicht entscheiden, wen ich grausiger fand. Die Dicken oder die Hungrigen.

Beide machten mir Angst, beide fand ich im Unrecht.

A. Paul Weber ein Bild von 1967„Hungrige Gäste.“ Alt, leider immer noch aktuell: http://www.weber-museum.de/werk/geskrt/images/1129.jpg https://www.bpb.de/dialog/145727/wir-lassen-sie-verhungern-interview-mit-jean-ziegler Spiegelartikel: http://images.google.de/imgres?imgurl=http://cdn2.spiegel.de/images/image-571305-galleryV9-oyfj.jpg&imgrefurl=http://www.spiegel.de/fotostrecke/plastikabfall-muell-im-meer-fotostrecke-1140303.html&h=564&w=850&tbnid=SLF_qwtCMHUNLM:&zoom=1&tbnh=90&tbnw=136&usg=__m82l0lVJXsIJPvzu4v4hc5XkoAA%3D&docid=Imv4ZHKP24FyAM&client=safari&sa=X&ei=py4IVfXbN8LYU9OrgYAF&ved=0CD4Q9QEwBQ Was kann ich jetzt direkt alleine tun? Keine Plastiktüten mehr benutzen. Keine Plastikflaschen mehr kaufen. Keine Coffee-To-Go-Becher (wenigsten kein Deckel) mehr nehmen. Buch: Der Hass auf den Westen https://www.youtube.com/watch?v=nkteeA04tBg Essen: Weniger Fleisch essen. Nur noch Fisch mit Zertifikat essen Spenden: http://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ueberfischung/weltweite-ueberfischung/ Film: Der Krieg des Charlie Wilson https://store.maxdome.de/der-krieg-des-charlie-wilson-90366.html Kleidung: Aufhören Kleidung zu kaufen, die definitiv zu billig ist, als das überhaupt eine Chance besteht einigermaßen faire Löhne bei der Herstellung gezahlt werden konnten: Transportkosten, Lagerung, Herstellung Material. Ein T-Shirt unter 20 Euro kann nur durch Ausbeutung entstanden sein. Spenden: Kinderarbeit: http://www.kindernothilfe.de/kinderarbeit.html Klimawandel: Rechner ausmachen, Handy ausmachen, Nachts den Router ausmachen – all so etwas. Stromsparen, Auto stehenlassen – alles schon seit den 80zigern bekannt. Mach einfach irgendwas. * Inspiriert von Fil. Danke dafür. Das war mutig am 1. Mai.

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